Der deutsche Mittelstand ist im Wesentlichen ein Produkt des „Wirtschaftswunders“ der Nachkriegszeit. Ein Großteil der heutigen Unternehmer entstammt den geburtenstarken Jahrgängen nach 1945 und half mit, die Wirtschaft in Deutschland aufzubauen – bis heute. Damit unterliegt auch das Unternehmertum verstärkt dem demografischen Wandel.
Aktuell stellt sich für mehr als 100.000 Unternehmer die Frage nach der Nachfolgereglung. Die KfW geht sogar für die kommenden Jahre von einer „Nachfolgewelle“ im Mittelstand aus. Bis zum Jahr 2022 planen insgesamt bis zu 511.000 bzw. 13,7 % aller KMU-Inhaber ihre Nachfolge. Bisher haben 42 % von ihnen keine Nachfolgelösung gefunden. Jeder siebte Unternehmer (545.000 bzw. 14 % aller KMU) will seinen Betrieb stilllegen. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl an ungeplanten Unternehmensaufgaben.
Der Schluss liegt nahe, dass die mögliche Stilllegung von 514.000 Betrieben gravierende Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur und Innovationskraft haben dürfte. Berücksichtigt man jedoch, dass 98 % aller Unternehmen einen Umsatz von weniger als 2 Millionen Euro haben, wird deutlich, dass ein Gutteil der Stilllegungen lediglich dem Strukturwandel der deutschen Wirtschaft geschuldet sein dürfte. Klassisches Beispiel ist der stationäre Einzelhandel, der durch die voranschreitende Digitalisierung immer stärker vom Onlinehandel verdrängt wird. Letztlich werden Jahr für Jahr mehr Unternehmen in Deutschland gegründet als stillgelegt.
Fazit
Die vielfach kolportierte „Nachfolgewelle“ im deutschen Mittelstand entpuppt sich in großen Teilen als regelgerechter Strukturwandel. Von einem volkswirtschaftlichen Schaden kann folglich nicht ausgegangen werden. Bedrohlich für das Innovationspotential der deutschen Wirtschaft ist lediglich der seit Jahren rückläufige Überschuss an Neugründungen gegenüber Stilllegungen.